Ausführliche Zusammenfassung: Medikationsfehler, sichere Medikamenteneinnahme und Wirkmechanismen
Häufigkeit und Folgen von Medikationsfehlern
Medikationsfehler sind ein häufiges Problem und führen weltweit zu gesundheitlichen Komplikationen.
In Deutschland führen jährlich etwa 250.000 vermeidbare Fehler zu Krankenhausaufenthalten; davon enden rund 2.500 tödlich.
Während die meisten Fehler (72 %) keine oder nur geringe Schäden verursachen, haben 26 % vermeidbare Nebenwirkungen. Schwere Komplikationen treten in etwa 2 % der Fälle auf.
Medikamente und ihr Weg durch den Körper (Pharmakokinetik)
Grundlagen: Medikamente wirken, indem sie über die Blutbahn in körperliche Prozesse eingreifen.
Pharmakokinetik: Diese Wissenschaft untersucht die Wege, die ein Arzneistoff im Körper durchläuft.
Therapeutisches Fenster: Die Dosierung eines Medikaments muss genau angepasst sein, damit es wirksam ist, ohne Nebenwirkungen zu verursachen.
Kreislauf der Medikamente – LADME-Modell:
Liberation (Freisetzung): Wirkstoffe werden im Körper von ihrer Form befreit.
Absorption (Aufnahme): Aufnahme des Wirkstoffs in die Blutbahn.
Distribution (Verteilung): Verteilung des Wirkstoffs im Gewebe.
Metabolism (Verstoffwechselung): Um- und Abbau des Wirkstoffs, meist in der Leber.
Exkretion (Ausscheidung): Abtransport über Nieren, Darm, Gallenblase oder Lunge.
Freisetzung und Aufnahme von Wirkstoffen
Orale Einnahme: Die meisten Medikamente werden geschluckt. Der Wirkstoff wird dabei entweder über den Magen oder den Darm aufgenommen.
Nüchterne Einnahme: Bestimmte Medikamente dürfen nicht mit Nahrung kombiniert werden, da sonst die Wirkstoffe an die Nahrung binden und unverändert ausgeschieden werden.
Einnahme mit Nahrung: Manche Medikamente benötigen Verdauungsprozesse, um den Wirkstoff freizusetzen oder besser aufgenommen zu werden.
Schutzmechanismen:
Säurefeste Hüllen: Wirkstoffe, die von Magensäure zersetzt würden, sind in säurefesten Kapseln geschützt, die sich erst im Darm auflösen.
Schleimhäute und Haut: Wirkstoffe aus Zäpfchen werden über die Schleimhautzellen im Enddarm, Pflasterwirkstoffe durch die Haut aufgenommen.
Verteilung und Transport von Wirkstoffen im Körper
Membranen: Wirkstoffteilchen durchqueren Membranen, die fettlösliche Substanzen und kleine Moleküle bevorzugen.
Transportmechanismen: Neben Diffusion gibt es spezielle Transportproteine, die Wirkstoffe in die Blutbahn schleusen.
Blutkreislauf: Das Herz pumpt den Wirkstoff durch den Körper; er wird dabei gleichmäßig im Gewebe verteilt.
Einnahmehinweise und sichere Handhabung
1. Körperhaltung und Flüssigkeitsaufnahme:
Medikamente sollten im Sitzen oder Stehen mit aufrechter Haltung eingenommen werden.
Stilles Wasser bei Zimmertemperatur ist das geeignete Getränk.
Getränke wie Milch oder Fruchtsäfte können Wechselwirkungen hervorrufen.
2. Zeitpunkt der Einnahme:
Medikamente wie Omeprazol werden auf nüchternen Magen eingenommen.
Schmerzmittel wie Ibuprofen sollten während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
Cholesterinsenker wie Simvastatin wirken nachts besser, Kortisonpräparate morgens.
3. Teilbarkeit von Tabletten:
Nicht alle Tabletten dürfen geteilt werden. Filmtabletten, Retardtabletten und Dragees verlieren durch Teilen ihre Wirksamkeit.
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Brausetabletten und Zäpfchen
Brausetabletten: Sie lösen sich vollständig in Wasser auf und müssen direkt getrunken werden, um ihre Wirksamkeit zu erhalten.
Zäpfchen: Wirkstoffe aus Zäpfchen umgehen den Magen und werden direkt über die Schleimhaut in den Enddarm aufgenommen.
Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln
Milchprodukte: Sie behindern die Aufnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antibiotika).
Lakritz: Verstärkt Nebenwirkungen von Diuretika, indem es den Kaliumspiegel senkt.
Vitamin K-reiche Lebensmittel: Beeinträchtigen die Wirkung von Blutverdünnern wie Marcumar.
Apothekerhilfe und Alltagstipps
Hilfsmittel: Tablettenteiler, Durchdrückhilfen und einfache Schraubgläser erleichtern die Handhabung.
Beratung: Apotheker unterstützen bei korrekter Einnahme und helfen bei komplexen Medikamentenplänen, vor allem bei Polypharmazie.
Wichtige Hinweise zur Alkoholkombination
Alkohol kann die Wirkung vieler Medikamente verändern:
Paracetamol: Starke Belastung der Leber.
Schmerzmittel (ASS, Ibuprofen): Erhöhen das Risiko von Magenproblemen bei gleichzeitiger Einnahme.