Psychische Krankheiten

bipolaren Störung

Die bipolare Störung ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die durch starke und unvorhersehbare Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist. Diese Schwankungen reichen von extremen Hochphasen (Manie oder Hypomanie) bis hin zu tiefen Depressionen. Die Erkrankung betrifft etwa 3 bis 5 % der Bevölkerung und hat einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Betroffenen. In schweren Fällen kann sie die berufliche und soziale Funktionalität stark beeinträchtigen.

Symptome der bipolaren Störung: Wesensveränderung

Die bipolare Störung geht oft mit einer spürbaren Wesensveränderung einher, da die Stimmung des Betroffenen extrem schwankt. Während der manischen Phasen erleben die Patienten eine außergewöhnlich hohe Energie, Euphorie und Selbstüberschätzung. Sie sind oft unruhig und haben das Gefühl, alles erreichen zu können. Diese Euphorie kann sich in unangemessenem Verhalten wie unkontrollierten Geldausgaben oder riskanten Handlungen manifestieren. Gleichzeitig fällt es ihnen schwer, sich zu konzentrieren, und sie haben Schwierigkeiten, Aufgaben abzuschließen.

In der depressiven Phase hingegen fühlen sich die Betroffenen extrem niedergeschlagen und energielos. Sie haben das Gefühl der Leere und können keine Freude mehr empfinden. Ihre Denkprozesse sind oft verlangsamt, und sie kämpfen mit Konzentrations- und Gedächtnisproblemen. In schweren Fällen können Suizidgedanken auftreten.

Phasen der bipolaren Störung: Manie, Depression und Mischzustände

Die bipolare Störung ist nicht einheitlich, sondern zeigt sich in unterschiedlichen Formen und Phasen. Manische Episoden gehen mit einer Überaktivität und gehobenen Stimmung einher. Betroffene fühlen sich in dieser Phase oft äußerst produktiv und überschätzen ihre Fähigkeiten, was zu impulsiven Entscheidungen führen kann. In extremen Fällen können Halluzinationen und Wahnvorstellungen auftreten, die mit psychotischen Symptomen wie Größenwahn oder Verfolgungswahn einhergehen.

Depressive Phasen sind dagegen von Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und tiefem Verzweifeln geprägt. Die Betroffenen fühlen sich überfordert und verlieren jeglichen Antrieb. Es fällt ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen oder alltägliche Aufgaben zu erledigen. Zudem leiden sie häufig unter Schlafstörungen und verlieren das Interesse an Aktivitäten, die ihnen normalerweise Freude bereiten würden.

In einigen Fällen treten auch gemischte Episoden auf, in denen manische und depressive Symptome gleichzeitig bestehen. Menschen in solchen Phasen können gleichzeitig eine gesteigerte Aktivität und eine depressive Stimmung erleben, was zu einer erhöhten Suizidgefahr führen kann.

Ursachen der bipolaren Störung

Die genauen Ursachen der bipolaren Störung sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird allgemein angenommen, dass sie durch ein Zusammenspiel genetischer und umweltbedingter Faktoren verursacht wird. Es gibt Hinweise darauf, dass eine familiäre Vorbelastung das Risiko erhöht, an der Krankheit zu erkranken. Eine Vererbung der Störung ist jedoch nicht direkt nachgewiesen, sondern vielmehr eine erhöhte Anfälligkeit für die Krankheit.

Biologische Ursachen scheinen eine zentrale Rolle zu spielen: Störungen im Gehirnstoffwechsel und in der Funktionsweise von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin werden mit der Erkrankung in Verbindung gebracht. Diese biochemischen Ungleichgewichte können durch äußere Stressfaktoren wie traumatische Erlebnisse, Schlafmangel oder den Konsum von Drogen und Alkohol ausgelöst oder verstärkt werden.

Diagnostik und Testmöglichkeiten

Die Diagnose einer bipolaren Störung ist oft schwierig, da die Symptome in den ersten Phasen häufig nicht eindeutig erkennbar sind. Gerade die manischen Episoden werden von den Betroffenen häufig nicht als problematisch wahrgenommen, was die Diagnose verzögern kann. Eine depressive Episode allein reicht oft nicht aus, um eine bipolare Störung festzustellen. Daher ist eine gründliche Anamnese, die auch die Krankheitsgeschichte und mögliche familiäre Vorbelastungen berücksichtigt, entscheidend für die Diagnosestellung.

Ein Test, der in der Diagnostik hilfreich sein kann, ist der Mood Disorder Questionnaire (MDQ). Dieser Test hilft dabei, zu überprüfen, ob jemand in der Vergangenheit manische Episoden erlebt hat. Dennoch ersetzt dieser Test keinesfalls die ausführliche Untersuchung durch einen Facharzt, der die Diagnose anhand einer umfassenden klinischen Untersuchung stellt.

Therapieansätze: Medikamente und Psychotherapie

Die Behandlung einer bipolaren Störung ist oft langwierig und individuell angepasst. Eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie hat sich als besonders effektiv erwiesen. Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Stimmung zu stabilisieren und die Symptome zu lindern. Dazu kommen Stimmungsstabilisierer wie Lithium, Antidepressiva für depressive Phasen sowie Antipsychotika, die in extremen manischen Phasen oder bei psychotischen Symptomen zum Einsatz kommen.

Die Psychotherapie dient der Aufklärung über die Krankheit und hilft den Betroffenen, mit ihren Symptomen besser umzugehen. Besonders hilfreich ist dabei die kognitive Verhaltenstherapie, die den Patienten zeigt, wie sie ihre Denkmuster und Verhaltensweisen im Umgang mit der Krankheit verändern können. Eine Psychoedukation hilft den Betroffenen und ihren Angehörigen, die Krankheit zu verstehen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Bei häufigen oder besonders schweren Phasen kommt auch eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT) in Betracht, wenn andere Behandlungsansätze nicht wirken. Hierbei wird unter Narkose ein gezielter elektrischer Impuls im Gehirn ausgelöst, der bei vielen Patienten eine Besserung der Symptome bewirken kann.

Verlauf der Erkrankung

Die bipolare Störung verläuft meist in Episoden, die oft unvorhersehbar sind. Zwischen den Phasen gibt es phasenweise auch symptomfreie Intervalle. Bei einigen Menschen können jedoch die Phasen immer häufiger oder intensiver werden. Die Erkrankung ist in der Regel chronisch, aber eine frühzeitige Diagnose und eine angepasste Behandlung können helfen, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.

In schweren Fällen kann es zu Rapid Cycling kommen, einer Form der Erkrankung, bei der die Phasen in sehr kurzen Abständen wechseln. Dies ist besonders herausfordernd für die Betroffenen und erfordert eine besonders intensive Behandlung.

Fazit

Die bipolare Störung ist eine komplexe und oft schwer zu behandelnde Erkrankung, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine frühe Diagnose sowie eine individuell angepasste Therapie aus Medikamenten und Psychotherapie sind entscheidend, um den Verlauf der Krankheit zu stabilisieren und Rückfälle zu vermeiden. Trotz der Herausforderungen können viele Menschen mit einer bipolaren Störung ein erfülltes Leben führen, wenn sie rechtzeitig Unterstützung erhalten.

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