Ein Arbeitgeber darf grundsätzlich mündlich mit einer Kündigung drohen, allerdings gibt es einige wichtige rechtliche und praktische Aspekte, die dabei zu beachten sind:
Rechtliche Wirksamkeit:
Eine bloße Drohung mit Kündigung, ob mündlich oder schriftlich, hat keine rechtliche Wirkung. Eine Kündigung muss gemäß § 623 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) schriftlich erfolgen, um rechtswirksam zu sein. Mündliche Kündigungen sind daher unwirksam. Dennoch kann eine mündliche Kündigungsandrohung für den Arbeitnehmer eine starke psychische Belastung darstellen. Wenn jemand tagtäglich in Angst lebt, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, kann das schwerwiegende Folgen haben – von Schlaflosigkeit über Depressionen bis hin zu Existenzängsten. Ein verantwortungsvoller Arbeitgeber sollte daher darauf achten, mit solchen Aussagen nicht leichtfertig umzugehen.
Drohung und Missbrauch von Macht:
Wiederholte Drohungen mit Kündigung können als eine Form der Nötigung oder des Mobbings betrachtet werden. Besonders wenn dies ohne konkrete arbeitsrechtliche Grundlage geschieht, kann es sich um eine unzulässige Machtausübung handeln. Das Arbeitsverhältnis sollte auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basieren – wenn jedoch ein Arbeitgeber seine Machtposition dazu nutzt, um Druck auszuüben oder Angst zu schüren, kann das langfristig nicht nur dem betroffenen Mitarbeiter schaden, sondern auch dem gesamten Unternehmen. Niemand arbeitet produktiv und motiviert, wenn er ständig das Gefühl hat, am Abgrund zu stehen.
Betriebsklima und Mitarbeiterzufriedenheit:
Ein schlechtes Betriebsklima durch regelmäßige Kündigungsandrohungen kann die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter erheblich beeinträchtigen. Die Folge sind oft erhöhte Krankheitsausfälle, innere Kündigungen oder eine hohe Fluktuation. Gute Arbeitgeber setzen stattdessen auf ein respektvolles Miteinander, in dem Probleme offen angesprochen werden und Lösungen gemeinsam erarbeitet werden. Denn letztlich profitiert auch das Unternehmen davon, wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen und sich mit ihrer Arbeit identifizieren können.
Verhältnismäßigkeit und Fairness:
Natürlich gibt es auch Fälle, in denen eine Kündigung gerechtfertigt oder sogar notwendig ist – etwa bei schwerwiegendem Fehlverhalten oder wiederholten Pflichtverletzungen. Doch bevor es so weit kommt, sollten Arbeitgeber stets verhältnismäßig handeln. Ein klärendes Gespräch oder eine Abmahnung sind oft sinnvolle erste Schritte, um dem Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, sich zu verbessern. Kündigungen sollten das letzte Mittel sein, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft wurden.
Die Verantwortung beider Seiten:
Ein harmonisches Arbeitsverhältnis basiert auf gegenseitigem Respekt – nicht nur seitens des Arbeitgebers, sondern auch seitens des Arbeitnehmers. Es gibt sowohl vorbildliche als auch problematische Arbeitgeber, genauso wie es gewissenhafte und weniger engagierte Arbeitnehmer gibt. Beide Seiten haben eine Verantwortung füreinander. Arbeitgeber sollten für ein positives Arbeitsklima sorgen, während Arbeitnehmer sich ebenfalls respektvoll verhalten und sich an betriebliche Regeln halten sollten.
Fazit: Kündigungsandrohungen sind ein heikles Thema. Sie können für den Arbeitnehmer enorm belastend sein und sollten deshalb nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Ein guter Arbeitgeber zeichnet sich nicht durch Drohungen aus, sondern durch Fairness, Respekt und eine offene Kommunikation. Arbeitnehmer wiederum sollten ihre Pflichten ernst nehmen und sich ebenfalls professionell verhalten. Wenn beide Seiten mit Anstand und Verständnis aufeinander zugehen, entsteht eine gesunde und produktive Arbeitsatmosphäre – von der letztlich alle profitieren.
Hier ist eine übersichtliche Pro- und Contra-Liste sowie eine Tipps-Liste zum Thema mündliche Kündigungsandrohung durch den Arbeitgeber:
Pro & Contra
✅ Pro (Arbeitgebersicht)
- Klärung von Problemen: Eine mündliche Androhung kann als Warnsignal dienen und dem Mitarbeiter die Chance geben, sein Verhalten zu ändern.
- Schnelle Reaktion: Arbeitgeber können sofort auf Fehlverhalten oder Leistungsprobleme hinweisen, ohne gleich formale Abmahnungen aussprechen zu müssen.
- Druckmittel zur Disziplinierung: Manchmal kann eine solche Drohung dazu führen, dass ein Mitarbeiter sich wieder an Regeln und Erwartungen hält.
- Flexibilität: Es erlaubt dem Arbeitgeber, eine Situation zunächst informell zu klären, bevor er zu drastischen Maßnahmen greift.
❌ Contra (Arbeitnehmersicht)
- Rechtlich unwirksam: Eine mündliche Kündigung ist nicht rechtskräftig und kann daher nicht als formale Maßnahme betrachtet werden.
- Psychischer Druck: Wiederholte Kündigungsdrohungen können zu Stress, Angstzuständen oder sogar gesundheitlichen Problemen führen.
- Schlechtes Betriebsklima: Ständige Angst vor einer Kündigung kann die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter erheblich beeinträchtigen.
- Mögliches Mobbing/Nötigung: Wenn Drohungen ohne sachlichen Grund erfolgen, kann dies als Machtmissbrauch oder Mobbing gewertet werden.
- Rechtliche Konsequenzen für Arbeitgeber: Wenn ein Arbeitnehmer sich durch ständige Drohungen unter Druck gesetzt oder schikaniert fühlt, kann dies zu arbeitsrechtlichen Problemen für den Arbeitgeber führen.
Tipps für Arbeitgeber & Arbeitnehmer
👔 Tipps für Arbeitgeber:
✅ Respektvoll kommunizieren: Anstatt mit Kündigung zu drohen, sollten Probleme in einem sachlichen Gespräch besprochen werden.
✅ Schrittweise vorgehen: Vor einer Kündigung sollten zunächst Gespräche, Abmahnungen oder andere Maßnahmen genutzt werden.
✅ Rechtliche Vorgaben beachten: Kündigungen müssen immer schriftlich erfolgen, um gültig zu sein.
✅ Gutes Arbeitsklima fördern: Ein respektvoller Umgang und eine offene Kommunikation stärken das Vertrauen und die Produktivität im Team.
✅ Langfristige Lösungen statt kurzfristigem Druck: Drohungen führen selten zu einer nachhaltigen Verbesserung – Coaching, Schulungen oder konstruktives Feedback sind oft bessere Wege.
🛠️ Tipps für Arbeitnehmer:
✅ Ruhe bewahren: Eine mündliche Kündigungsandrohung hat keine rechtliche Wirkung – erst eine schriftliche Kündigung ist bindend.
✅ Gespräch suchen: Falls eine Drohung ausgesprochen wird, sollte man versuchen, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen und nach Lösungen zu fragen.
✅ Rechte kennen: Arbeitnehmer sollten sich über ihre arbeitsrechtlichen Schutzmechanismen informieren (z. B. Kündigungsschutz).
✅ Verhalten reflektieren: Falls berechtigte Kritik geäußert wurde, sollte man überlegen, wie man sich verbessern kann.
✅ Bei wiederholten Drohungen handeln: Falls ein Arbeitgeber ständig mit Kündigung droht, kann es sinnvoll sein, sich an den Betriebsrat, die Gewerkschaft oder einen Anwalt zu wenden.